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Die Trainingszone GA1 (Grundlagenausdauer 1) bezeichnet eine niedrige, aber stetige Belastungsintensität im unteren aeroben Bereich. Sie bildet das Fundament jeder ernsthaften Ausdauerplanung – egal ob für Triathlon, Langdistanz oder ambitionierte Bergtouren mit dem Rennrad.

Moderne Trainingssysteme, wie das weit verbreitete 5-Zonen-Modell, ordnen GA1 typischerweise der Zone 2 zu. Die Einteilung basiert auf physiologischen Messgrössen wie Herzfrequenz, Laktatkonzentration und Sauerstoffaufnahme (VO₂):

GA1 im 5-Zonen-Modell

Die fünf Trainingszonen im Überblick:

  • Zone 1 – Regeneration (sehr leicht):
    Sehr niedrige Intensität, primär für aktive Erholung. Laktat bleibt unter 1.5 mmol/l.

  • Zone 2 – GA1 / Fettstoffwechseltraining:
    Niedrige bis moderate Intensität zur gezielten Entwicklung der aeroben Kapazität. In dieser Zone liegt meist auch das individuelle Fatmax – der Punkt maximaler Fettverbrennung.

  • Zone 3 – GA2 / extensive Ausdauer:
    Belastung nahe der aeroben Schwelle. Laktat steigt moderat, kann aber noch effizient abgebaut werden.

  • Zone 4 – Schwellenbereich:
    Intensität an der anaeroben Schwelle (Laktat-Steady-State). Produktion und Abbau von Laktat sind im Gleichgewicht.

  • Zone 5 – Hochintensiv / VO₂max:
    Kurze, sehr intensive Belastungen oberhalb der Schwelle mit starkem Laktatanstieg.

GA1 ist damit mehr als nur „langsames Training“. Es ist die Zone, in der die grössten Anpassungen für die Langzeitentwicklung deiner Ausdauerleistung stattfinden – insbesondere auf zellulärer Ebene (Mitochondrienbildung, Kapillarisierung, Fettstoffwechsel).

GA1 im 5-Zonen-Modell

Das Bild zeigt die Entwicklung eines Athleten (Inkl. der 5 verschiedenen Zonen)

Methoden zur Bestimmung des GA1-Bereichs

Der GA1-Bereich lässt sich auf verschiedenen Wegen bestimmen. Die Wahl der Methode hängt von deinem Trainingslevel, deinen verfügbaren Messinstrumenten und deinen Zielen ab. Wichtig zu verstehen: GA1 ist keine fixe Zahl, sondern ein individueller Bereich, der sich mit deiner Leistungsentwicklung verschiebt.

1. Herzfrequenzbasierte Methode (klassisch, aber ungenau)

Im Hobbysport weit verbreitet: Die Berechnung des GA1-Bereichs anhand der maximalen Herzfrequenz (HFmax). Typischerweise liegt GA1 bei 55–80 % der HFmax.

👉 Beispiel: HFmax = 190 → GA1-Bereich = ca. 105–152 Schläge/Min.

Limitierungen: Die Herzfrequenz ist anfällig für Störfaktoren wie grosser Trainingsbelastung, Stress, Koffein, Schlafmangel oder Hitze. So kann ein Training mit gleichem Puls heute zu locker, morgen zu intensiv sein. Zudem ist die HFmax-Schätzung per Faustformel („220 – Alter“) oft ungenau.

2. Leistungsbasiert: Training nach Watt (v. a. im Radsport)

Im Radsport ist die Functional Threshold Power (FTP) ein gängiger Referenzwert. Sie gibt an, welche Leistung ein Athlet theoretisch eine Stunde lang maximal aufrechterhalten kann. Zur Bestimmung der FTP wird häufig ein 10- bis 20-minütiger All-out-Test verwendet, dessen Ergebnis dann mit einem Korrekturfaktor (z. B. 0.95) extrapoliert wird.

GA1 entspricht bei dieser Methode etwa 55–75 % der FTP.

👉 Beispiel: FTP = 280 W → GA1-Bereich ≈ 155–210 Watt

Aber Achtung:
Die FTP ist ein technischer Näherungswert und nicht mit der aeroben Schwelle gleichzusetzen. Sie liegt in den meisten Fällen deutlich über der aeroben Schwelle. Wer seine Trainingsbereiche direkt von der FTP ableitet, riskiert, im vermeintlichen GA1-Bereich tatsächlich zu intensiv zu trainieren – besonders dann, wenn die anaerobe Kapazität überdurchschnittlich hoch ist.

Eine genaue Bestimmung der aeroben Schwelle ist nur über eine Leistungsdiagnostik möglich – z. B. mittels Laktatstufentest oder Spiroergometrie. Nur so lassen sich Überlastung und Fehlsteuerung vermeiden.

3. Subjektive Wahrnehmung: Die Borg-Skala

Eine einfache, aber sehr hilfreiche Methode: die Borg-Skala (Skala 6–20). GA1 entspricht etwa dem Bereich 10–13: „locker“ bis „etwas anstrengend“.

💬 Praxischeck: Du solltest dich während des Trainings problemlos unterhalten können. Sobald die Atmung schwerer wird und du nur noch kurze Sätze sprechen kannst, verlässt du den GA1-Bereich.

4. Goldstandard: Leistungsdiagnostik

Die leistungsdiagnostische Untersuchung ist die genaueste Methode zur Bestimmung deines GA1-Bereichs. Dabei werden u. a. folgende Parameter erfasst:

  • Laktatwerte zur Bestimmung der Schwellen,

  • VO₂max und der individuelle Fatmax-Punkt,

  • Vlamax – die maximale Laktatbildungsrate.

Ein niedriges Vlamax ist im Ausdauersport vorteilhaft, da es die Fettverbrennung optimiert und das aerobe System stärkt.

Vorteile:

  • Exakte Bestimmung individueller Trainingszonen (inkl. GA1)

  • Aussagekräftige Analyse von Fett-/Kohlenhydratstoffwechsel

  • Fundierte Basis für Trainings- und Ernährungsstrategien

Borg Skala

Bild, Borg Skala nach Gunnar Anders Valdemar Borg


Überpacen – Ein häufiger Fehler im GA1-Training

Viele ambitionierte Athletinnen und Triathleten trainieren im Alltag zu intensiv, ohne es bewusst zu merken. Was als GA1 gedacht war, wird unbewusst zu GA2 oder sogar Schwellentraining – mit negativen Folgen für den Fortschritt.

Warum passiert das?

  • Trainingsgefühl: Wer nicht ins Schwitzen kommt oder sich verausgabt, zweifelt am Nutzen der Einheit.

  • Wettkampforientierung: Das Bedürfnis, schneller zu werden, führt zu übertriebenen Intensitäten.

  • Soziale Medien: Plattformen wie Strava verleiten zum Vergleich – doch die Werte von Profiathletinnen und -athleten sind nicht 1:1 übertragbar.

Die Folgen:

  • Die aerobe Basis bleibt unterentwickelt.

  • Der Fettstoffwechsel wird nicht optimal gefördert.

  • Ermüdung und Übertraining schleichen sich ein – oft unbemerkt.

Praxis-Tipp:

Etwa 50–95 % der Trainingszeit sollten im GA1-Bereich absolviert werden. Die oft zitierte 80/20-Regel – 80 % locker, 20 % intensiv – eignet sich gut als Orientierung, wenn du zwischen 8 und 12 Stunden pro Woche trainierst.

  • Bei geringerem Umfang (z. B. nur 4 Stunden/Woche) kannst du problemlos 1,5 bis 2 Stunde

  • n intensiv trainieren – der Körper hat genügend Zeit zur Regeneration.

  • Bei 8–12 Stunden passt die klassische Verteilung (z. B. 2–2,5 Stunden intensiv, der Rest GA1) meist sehr gut.

  • Bei sehr hohem Trainingsvolumen (20–30 Stunden/Woche) sollte der Anteil oberhalb der Schwelle nicht mehr als ca. 2 Stunden betragen, um eine Überlastung des metabolischen Systems zu vermeiden.

📌 Beispiel: Wer 20 Stunden pro Woche trainiert, sollte nicht mehr als 2 Stunden im Schwellen- oder Intensivbereich verbringen. Alles darüber hinaus erhöht das Risiko für Übertraining und ineffiziente Adaption.


GA1 in verschiedenen Sportarten

Die Art der Sportart beeinflusst nicht nur die Belastung des Körpers, sondern auch die Verträglichkeit und Dauer von GA1-Einheiten. Besonders wichtig ist dabei die mechanische Beanspruchung, also der sogenannte „Impact“ auf den Bewegungsapparat.

Laufen – hohe muskuläre Belastung

Beim Laufen wirken bei jedem Schritt Stoßkräfte auf Gelenke, Sehnen und Muskeln. Deshalb ist die Belastungsverträglichkeit im GA1-Bereich limitiert – besonders bei längeren Einheiten.

👉 Empfehlung:

  • GA1-Einheiten beim Laufen sollten regelmässig, aber nicht übertrieben lang sein.

  • Nach intensiven Tagen lieber einen lockeren Radblock einbauen, um den Bewegungsapparat zu entlasten.

Radfahren – ideal für langes Grundlagentraining

Das Radfahren ist eine nicht-impactlastige Ausdauersportart, was bedeutet: weniger orthopädischer Stress, aber trotzdem sehr gute Stoffwechselreize – ideal für lange GA1-Einheiten.

👉 Vorteile:

  • Lange Ausfahrten von 3–6 Stunden im GA1-Bereich sind problemlos möglich.

  • Auch zur aktiven Regeneration nach harten Läufen oder Wettkämpfen sehr gut geeignet.

  • Kombination mit Ernährungsexperimenten möglich (z. B. Fatmax-Training, Low-Carb-Blöcke).

Fazit:

  • Je impactreicher die Sportart, desto dosierter sollte GA1 trainiert werden.

  • Je niedriger die mechanische Belastung, desto länger und flexibler lassen sich GA1-Reize setzen.


Was passiert biochemisch im GA1-Bereich?

Unser Körper nutzt zur Energiegewinnung zwei Hauptquellen: Fette und Kohlenhydrate (KH). Welche davon bevorzugt werden, hängt massgeblich von der Trainingsintensität ab.

  • Im GA1-Bereich wird Energie primär aus Fett gewonnen – bei moderater KH-Zufuhr.

  • Mit steigender Intensität verschiebt sich das Verhältnis stark zugunsten der Kohlenhydrate, da sie schneller verfügbar sind.

Zwei Energiespeicher, zwei Strategien:

  • Fett: riesiger Speicher, aber mit langsamem „Abfluss“

  • Kohlenhydrate (Glykogen): begrenzter Speicher, aber schnell verfügbar

👉 Bildlich gesprochen:
Du hast einen riesigen Dieseltank (Fett) mit schmalem Hahn und einen kleinen Benzintank (KH) mit breitem Hahn. Je intensiver die Belastung, desto mehr zapfst du den kleinen Tank an – der ist nach rund 90 Minuten an der Schwelle leer.


Ziel des GA1-Trainings:

  • Den „Hahn“ am Fett-Tank weiter öffnen – also den Fettstoffwechsel verbessern.

  • Die KH-Speicher schonen – damit sie bei intensiven Belastungen zur Verfügung stehen.

  • Die Fähigkeit zur energetischen Balance bei langen Belastungen optimieren.

Typischerweise liegt der Energieverbrauch im GA1-Bereich etwa bei 60 % Kohlenhydrate und 40 % Fett. Mit gezieltem Training und Ernährung (z. B. Low-Carb-Einheiten) kann sich dieses Verhältnis zugunsten der Fettverwertung verschieben.

👉 Ernährung im Ausdauersport

Stoffwechsel Darstellung

Fett ist eine riesige Energiequelle mit grossem Speicher, aber kleinem Abfluss. Kohlenhydrate verfügen über einen kleinen Speicher, sind dafür bei intensiven Belastungen über einen grossen Abfluss schnell verfügbar.


Schwellentraining sinnvoll kombinieren

Während GA1 den Grossteil deines Trainingsumfangs abdecken sollte, spielt auch das gezielte Schwellentraining eine wichtige Rolle. Entscheidend ist jedoch das richtige Mass – abhängig von deinem wöchentlichen Gesamtpensum.

Schwellentraining bei begrenztem Umfang (4–8 Std./Woche)

Wer pro Woche nur wenige Stunden zur Verfügung hat, kann gezielt intensiver trainieren:

  • Beispiel: Bei 4 Stunden Gesamtumfang können 1,5 bis 2 Stunden im Schwellenbereich sinnvoll sein.

  • Der restliche Anteil sollte aus GA1-Einheiten zur Grundlagensicherung bestehen.

Diese Strategie hilft, bei wenig Zeit trotzdem leistungswirksame Reize zu setzen – insbesondere für Athletinnen und Triathleten mit bereits stabiler aerober Basis.

Schwellentraining bei höherem Umfang (>12 Std./Woche)

Mit wachsendem Gesamtvolumen muss der Anteil intensiver Einheiten sinken, um Übertraining zu vermeiden:

  • Bei 12–15 Stunden pro Woche genügen 2–3 gezielte Schwellenblöcke à 20–40 Minuten.

  • Bei 20+ Stunden sollte der Schwellenanteil nicht mehr als ca. 2 Stunden betragen.

👉 Wichtig: Die Wirkung intensiver Einheiten hängt nicht von ihrer Anzahl, sondern von ihrer Qualität und Einbettung ins Gesamtsystem ab.

Fazit:

  • Schwellentraining ist wichtig – aber nur im richtigen Verhältnis zum Umfang.

  • GA1 bleibt die Basis jedes erfolgreichen Trainingsplans.

  • Qualität, Erholung und Individualität sind wichtiger als „mehr ist besser“.


Vlamax senken – GA1-Leistung steigern

Eine oft unterschätzte Stellschraube im Ausdauertraining ist das Vlamax, also die maximale Laktatbildungsrate. Dieser Wert beschreibt, wie stark dein Körper zur kurzfristigen Energiegewinnung auf das anaerobe System zurückgreift. Für Ausdauersportarten ist ein niedriger Vlamax-Wert vorteilhaft – er sorgt für eine effizientere Fettverbrennung und ein stärkeres aerobes Profil.

Was bringt ein niedriger Vlamax?

  • Höhere GA1-Leistung bei stabiler Laktatproduktion

  • Bessere Ausnutzung der Sauerstoffaufnahme (VO₂max)

  • Verbesserte Fettstoffwechselrate und längere Energieverfügbarkeit

  • Weniger schnelle Übersäuerung bei gleichbleibender Belastung

👉 Konkreter Effekt: Eine Senkung des Vlamax kann die Race-Pace bei gleicher Laktatbelastung um bis zu 30–40 Watt erhöhen.

Wie senke ich mein Vlamax?

Ein niedriges Vlamax ist im Ausdauersport erstrebenswert – doch es lässt sich nicht direkt „trainieren“ wie VO₂max. Stattdessen muss der Wert über Wochen bis Monate durch eine clevere Kombination aus Trainingssteuerung und Ernährung beeinflusst werden.

Die wichtigsten Massnahmen:

  • Das pyramidale Trainingsmodell folgt dem Prinzip: viel locker (GA1), regelmässig im GA2 bis zur anaeroben Schwelle, aber keine Spitzenbelastungen über der Schwelle.

  • Unterschwellige Intervalls gezielt einsetzen, z. B. 3×20 Min. @ 85-90 % FTP oder 90-95% Anaerobe Schwellenleistung – kontrolliert und gut eingebettet.

  • (Kraft)Ausdauer Blöcke einbauen: z. B. mit tiefer Kadenz am Berg im GA2 – besonders effektiv auf dem Rad.

  • Ernährung steuern: KH-Zufuhr gezielt zuführen.

📌 Wichtig: Wer sein Vlamax gezielt senken will, braucht Geduld, Struktur und individuelle Planung – kurzzeitige Effekte gibt es hier nicht.

👉 VLamax – das fine tuning

Die Abbildung macht sichtbar, wie sich Deine metabolische Leistungsfähigkeit – insbesondere im aeroben Bereich – auch ohne eine Zunahme der VO₂max entwickeln kann.


Zusammenfassung

GA1 ist weit mehr als lockeres Training – es ist das Fundament deiner Leistungsfähigkeit. Wer diesen Bereich gezielt und konsequent trainiert, legt den Grundstein für Fortschritt auf allen Ebenen.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • GA1 bildet die Basis jeder Ausdauerentwicklung – sowohl für VO₂max als auch für Fettstoffwechsel und Ermüdungsresistenz.

  • Pyramidales Trainingsmodell anwenden: viel GA1, moderates GA2/Schwelle, kaum Intensitäten über der Schwelle.

  • Nicht überpacen! Die richtige Intensität ist entscheidend – wer zu schnell trainiert, riskiert Stagnation und Übertraining.

  • Trainingsbereiche individuell bestimmen, idealerweise durch eine Leistungsdiagnostik (inkl. Fatmax, Vlamax, Schwellen).

  • Ernährung gezielt steuern: Auch GA1-Einheiten brauchen Energie – clevere Kohlenhydratzufuhr hilft bei der Stoffwechseloptimierung.

  • Kraftausdauer einbauen, z. B. mit tiefer Kadenz am Berg – besonders im Radsport wirkungsvoll.

  • Geduld haben: GA1-Anpassungen brauchen Zeit – aber sie zahlen sich langfristig aus.

📌 Empfehlung für die Praxis:
Trainiere gezielt, nicht gefühlt. Setze bewusst auf Struktur, wiederholte Grundlageneinheiten und abgestimmte Ernährung. Wer seine Zeit konsequent im richtigen GA1-Bereich verbringt, legt das stärkste Fundament für nachhaltige Leistungssteigerung – egal ob für Ironman oder Pässe-Tour.