Beat Krapf, Single Athlet am Gigathlon
Gigathlon 2019
Die eigenen Ressourcen über insgesamt 12 Disziplinen an 3 Tagen richtig einzuteilen, ist die grosse Herausforderung als Single-Athlet am Gigathlon. Nachdem es mir im letzten Jahr in erster Linie darum ging, die Ziellinie zu erreichen, wollte ich 2019 auch ein ordentliches Resultat abliefern. Dafür muss man auf jeder Teilstrecke pushen, aber eben nur so sehr, dass man es auf der nächsten nicht bereut.
Prolog
Bereits beim Prolog (SwimRun) am Freitagabend zeigte sich, dass das Schwimmen zum grossen Schwachpunkt werden würde. Ein verstauchtes Handgelenk in der Vorbereitung und fast keine Schwimmkilometer im Training hatten Spuren hinterlassen.
Samstag
So ging es bereits am Samstag beim Rennradstart um 5 Uhr morgens darum, Plätze gutzumachen. Mit Rang 4 gelang das wunderbar – schade nur, dass ein Sturz in der letzten Abfahrt den Podestplatz kostete. Zudem waren damit auch die Wechselzeiten der kommenden Schwimmstrecken dahin. Versuch› mal einen Neopren-Anzug über offene Schürfwunden zu ziehen. Zumindest konnte es nun nur noch besser werden. 33km Inlines, 25km Trailrun mit Bergankunft in Engelberg und vor allem die anspruchsvolle Bike-Strecke zurück nach Sarnen kamen mir sehr entgegen. So konnte ich mich schlussendlich von Rang 58 am Freitagabend auf Zwischenrang 21 am Samstagabend verbessern.
In der Nacht
Die Nacht an einem mehrtägigen Wettkampf ist speziell. Vor allem die Vorbereitung auf den nächsten Tag kostet Kraft. Wenn man eigentlich nur noch schlafen möchte, müssen Wechselbeutel gepackt, Strecken auswendig gelernt und verschiedene Szenarien durchgespielt und mit dem Team abgesprochen werden. Schwierig ist auch das Aufstehen am nächsten Morgen, wenn der Körper gerade erst mit der Regeneration angefangen hat. Mir zumindest war am Sonntagmorgen gar nicht nach einem Inline-Marathon um 7 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt stellte ich das gesamte Projekt in Frage – schliesslich konnte ich den verletzten Oberschenkel kaum belasten und es warteten nochmals fast 12 Stunden Sport.
Sonntag
Zum Glück liess mir mein Team keine Wahl. So standen wir nach einem kurzen Frühstück rechtzeitig an der Startlinie. Und es lief überraschend gut: Ich erwischte eine der schnellsten Gruppen, kam locker mit und finishte ganz entspannt auf Rang 5. Offensichtlich waren auch die anderen Athleten erschöpft. Noch einmal irgendwie in den Neopren hinein und 3km Schwimmen, danach folgten endlich meine beiden Paradestrecken auf Bike und Rennvelo. Und tatsächlich kam ich schon bald in einen guten Rhythmus, überholte zahlreiche Couples und Teams of Five und die Zuversicht und damit auch meine Pace stiegen rasant an. Dafür büsste ich dann am Glaubenberg, dem letzten Pass der Rennvelostrecke. Gefühlt stand ich an den steileren Passagen praktisch still, brachte keinen Druck auf die Pedale und spürte die Müdigkeit in jedem Muskel. Die Hitze – das gesamte Weekend war zwischen 30 und 35 Grad heiss – machte das Ganze auch nicht wirklich besser.
Genau in diesen Situationen zeigt sich der wahre Geist des Gigathlons. Als Single-Athlet wird man auf der gesamten Strecke gefeiert und viele Team-of-Five-Athleten sehen es als Ehrensache, dich zu unterstützen und dir Windschatten zu geben. Das hilft über manche Krise hinweg. So gelangte ich tatsächlich auf die letzten 16km Trailrun. Nochmals rund eine Stunde bergauf, danach irgendwie hinunter zur Ziellinie stolpern. Langsam aber sicher wurden die letzten Reserven angezapft. Mit insgesamt knapp 25 Stunden Wettkampfzeit finishte ich schlussendlich auf Rang 16.
Fazit
Mit besseren Schwimmleistungen, ohne Sturz und mit einer idealen Vorbereitung wäre wohl mehr drin gelegen. Trotzdem bin ich sehr zufrieden. Der Gigathlon war auch dieses Jahr eine Grenzerfahrung – aber mit toller Stimmung, super Athleten und einem wunderbaren Supporterteam, das mich durch alle Hochs und Tiefs geleitete. Im Unterschied zu vielen anderen Wettkämpfen herrscht am Gigathlon ein echtes Miteinander. Gerade die Singles und ihre Supporter unterstützen sich gegenseitig, selbst wenn dadurch mal eine Minute oder eine Platzierung verloren geht. Das ist echter Sportsgeist.