Sebastian Weber, STAPS Diagnostiker aus Köln. Professioneller Coach und Lektor war bei MY Sport zu Besuch
Hallo Sebastian. Schön, dass du den Weg zu MY Sport ins Freilager Zürich gefunden hast. Wir haben uns einmal im Schwimmkanal getroffen und nun freuen wir uns, unsere Ideen zusammenzuführen. Da MY Sport sich stetig weiterentwickeln möchte, sind wir daran interessiert was die STAPS Methode resp. INSCYD so einzigartig macht? Mit deinem Team in Köln konntest du mit der Basis dieser spezifischen Leistungsdiagnostik bereits zahlreiche inter-/ nationale Erfolge erzielen.
Vielen Dank für Eure Einladung.
Das ist richtig! Um eine Leistungsdiagnostik zu verstehen, sollten die entscheidenden Leistungsparameter bekannt sein. Dazu gehört unter anderem die „anaeroben Schwelle“. Diese entsteht physiologisch aus einem Gleichgewicht von Laktatproduktion (anaerob) und Laktatabbau (aerob). Die STAPS-Methodik war als erste in der Lage den aeroben Stoffwechsel (Sauerstoffaufnahme, VO2max), sowie den “Gegenspieler” die glykolytische (anaerobe Leistung), die VLamax zu bestimmen.
Durch die Bestimmung beider Stoffwechselsysteme kann exakt erkannt werden, wodurch die sportliche Leistungsfähigkeit des Sportlers limitiert ist. Wir haben damals begonnen uns Gedanken zu machen, wie dies am effizientesten für den Profi und den Breitensportler zu messen ist. Als Leistungsparameter ist die VO2max den meisten Ausdauersportlern ein Begriff.
Die VO2max ist die Bestimmung der Flussrate (Vmax) des Sauerstoffs. Der große Unterschied der beiden transportierten Parameter liegt in dem Sauerstoff (O2) und dem Laktat (La). Die VLamax steht hierbei für die maximale Laktatbildungsrate und gibt Einblick in den anaeroben Stoffwechsel des Sportlers. Immer wenn Laktat im Muskel produziert wird, entsteht dabei auch Energie auf aneroben Weg. Je höher also die VLamax ist, desto besser ist die Fähigkeit anaerob Energie und damit Leistung zu erzeugen.
Für MY Sport wird nun neu sein, dass wir Leistungsdiagnostiken mit Laktatmessungen durchführen werden. Wir wollen unsere Athleten langfristig betreuen und demnach geht es nicht ausschließlich nur um die Erhöhung der VO2max, sondern um eine umfassende Analyse des Stoffwechsels im Training. Im Zusammenhang mit Bestimmung der individuellen anaeroben Schwelle, sind genaue Kenntnisse über unseren Stoffwechsel wichtig. Warum?
In dem Zusammenhang könnte man sagen, das Eine bedingt das Andere. Die VLamax ist zwar eine Art “Gegenspieler” des aeroben Stoffwechsels (VO2max) und ist wichtig für eine hohe Leistung zum Beispiel bei kurzzeitig-intensiven Belastungen. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein Brennstofflieferant für den aeroben Stoffwechsel.
Für den Ausdauersportler ist wichtig zu verstehen: Wenn die VLamax hoch ist, das maximal viel Laktat produziert werden kann, dann wird auch im Ausdauertraining – und Wettkampf immer viel Laktat produziert. Die VLamax hat einen großen Einfluss auf die „klassische“ Ausdauerleistungsfähigkeit mit weitreichenden Folgen: Sie beeinflusst die Laktatproduktion und -anhäufung, die Erholungsfähigkeit und die Fähigkeit, Fette zu mobilisieren.
Es ist das Ziel eines Triathleten, eine geringe VLamax zu erreichen, um vorhandene Glykogenspeicher zu schonen und vermehrt Fette zur Energiegewinnung heranzuziehen. Für eine hohe Dauerleistungsfähigkeit oder anaerobe Schwelle, wäre daher eine sehr geringe VLamax sinnvoll. Denn: Je geringer der Wert, desto niedriger die Aktivität des anaeroben Stoffwechsels.
Entscheidend ist, dass die maximale Laktatbildungsrate eine essentielle Rolle bei der Ermittlung der Ausdauerleistungsfähigkeit zukommt. Die Laktatbildungsrate ist erfolgsbestimmend und muss daher individuell bestimmt werden. Die optimale Ausrichtung des anaeroben Stoffwechsels ist dennoch vorsichtig zu pauschalisieren. Es gilt, je geringer die maximale Laktatbildungsrate, desto besser für sehr lange Ausdauerbelastungen.
Eine hohe Laktatbildungsrate führt zu einem Erreichen der aneroben Schwelle zu einem rascheren Zeitpunkt. Für die Langdistanz spart eine geringe Laktatproduktion mit einem ausgeprägten Fettstoffwechsel, Kohlenhydrate und erlaubt das Fahren bei submaximaler Leistung über eine bestimmte Zeit.
Grafik: Unterschiede von Breiten/-Profisportler im Triathlon anhand der VLamax
Wie unterscheiden sich die Leistungsfähigkeiten von Profisportler und Nicht-Profis?
Radprofis haben gegenüber Amateuren im Mittel eine um 15-20% höhere VO2max. Das ist nicht viel, wenn die 40-50% höhere Leistung an der anaeroben Schwelle, oder die um 70-90% schnellere Regeneration nach intensiven Belastungen mit einbezogen wird. Die Laktatbildungsrate spielt eine entscheidende Rolle bei der Übersäuerung des Sportlers nach höchst-intensiven Belastungen.
Und vor allem generell bei der Verstoffwechselung von Kohlenhydraten während Ausdauerbelastungen. Hinsichtlich der VLamax, unterscheiden sich Profis von Nicht-Profis sogar um circa 175%. Das macht die Bedeutung und das Potential deutlich, welches die VLamax bietet.
Als Pionier entwickelte Alois Mader seit 1970 ein Laktatmessverfahren, das die Verwendung von nur noch einem Tropfen statt einer Ampulle zur Bestimmung des Laktatwertes nach Belastung ermöglicht. Bis heute wird mit dieser Methode in der Leistungsdiagnostik gearbeitet. Dennoch steht das Messverfahren mit Laktat als veraltet im Diskurs. Wie ist das begründet?
Ich denke zum einen ist es etwas aus der Mode gekommen. Zumindest in der kommerziellen Anwendung, in der sich die Tendenz zeigt, immer wieder etwas Neues bieten zu müssen. Zum anderen liegt es aber auch an zahlreichen Missverständnissen, die mit der Laktatmessung einhergehen. Vor allem im deutschsprachigen Raum werden Laktatmessungen direkt mit einen Stufentest verbunden – und dieser ist eben ein recht veraltetes und ungenaues Verfahren womit Limitierungen verbunden sind.
Die Laktatkonzentration resultiert aus der Laktatproduktion (anaerober Stoffwechsel), dem Laktatabbau (vorrangig über die Oxidation in der arbeitenden Muskulatur), dem Transport des Laktats ins Blut und der Aufnahme des Laktats in andere Kompartimente (Muskulatur, Herzmuskel, Leber). All diese Faktoren überlagern sich während eines Stufentests – das ergibt eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten Faktoren – da ist mit dem bloßen Auge nicht viel herauszulesen.
Die STAPS Methodik hat dieses Problem gelöst, indem bei den Laktatmessungen so viele Faktoren wie möglich ausgeschaltet, oder deren Einfluss minimiert wurde. Das führte zu einer höheren Messgenauigkeit gegenüber dem klassischen Stufentest. Die Laktatmessung, als Gradmesser für die Leistungsfähigkeit des anaeroben Stoffwechsels ist unverzichtbar.
Ebenwertig unverzichtbar ist es, diese mit einer Analyse des aeroben Stoffwechsels zu kombinieren. Beides zusammengeführt ergibt eine sehr spannende und transparente Diagnostik für den Athleten und ihre Trainer. Im Endresultat wird nicht nur die Leistung genauer ermittelt, sondern auch aufgezeigt, wie sie sich im Einzelnen zusammensetzt.
Triathleten müssen über die lange Wettkampfzeit ihre Energie sparen. Vor allem sich diese richtig einteilen. Hierfür ist die Ökonomie besonders in der letzten Disziplin entscheidend. Inwiefern hängt eine Leistungsbestimmung mit der Läufökonomie zusammen?
Die Laufökonomie- oder Effizienz beschreibt die Menge an Energie (oder den Sauerstoffbedarf), die benötigt wird, um eine gewisse Geschwindigkeit zu laufen oder zu schwimmen. Es ist wichtig, dass für den Körper nicht die Geschwindigkeit die Intensität beschreibt, sondern der Stoffwechselzustand. Wie viel Energie muss umgesetzt werden!
Wie schnell kann ich mit meiner Menge an verfügbarer Energie laufen oder schwimmen, das beschreibt die Laufökonomie.
Es ist wichtig diese Effizienz in die Messungen mit einzubeziehen. Besonders bei Nicht-Profis lassen sich signifikante Leistungssteigerungen in diesem Bereich verzeichnen.
Als Beispiel: Eine Verringerung der benötigten Energiemenge für die Geschwindigkeit eines Marathonlaufs um 10% bei Freizeitsportlern ist ein gängiger Wert. Errechnet ergibt das eine Zeitersparnis von 16-20min auf einem Marathon. Kein Sportler sollte dieses Potential unbeachtet lassen.
Mit INSCYD ist es ermöglicht die genannten und zahlreiche, weitere Leistungsparameter unabhängig voneinander in sämtlichen Sportarten zu bestimmen. Ist das was INSCYD bietet, ähnlich wie die Entwicklungen, die Du bei STAPS aufgebaut hast?
INSCYD ist die logische Weiterentwicklung von dem was ich für STAPS begonnen habe zu entwickeln. Es wurden die vorhandenen Methoden verfeinert, verbessert und weitere Parameter hinzugefügt. Das Besondere ist, dass der Anwender in der Durchführung der Tests sehr frei ist. INSCYD funktioniert in verschiedenen Arten der Durchführung, in verschiedenen Sportarten im Labor sowie im Feld.
MY Sport möchte mit der Spiroergometrie auch noch die Lauf- und Schwimmökonomie bestimmen. Ist das möglich?
Ja, mit INSCYD wird das möglich. Zurück zukommen auf den wichtigen Parameter der Laufökonomie, zeigt sich, dass viele Freizeit- und Amateursportler hier enormes Verbesserungspotential haben welches selten ausgeschöpft wird – bis man es eben durch eine gezielte Diagnostik ermittelt!
Aber dies kann auch nur einer von vielen Parametern sein, die bei einer Diagnostik identifiziert werden und welche sich zu einer Leistungssteigerung eignen. Richtig spannend und für die Sportler und Sportlerinnen verständlich wird es vor allem dadurch, dass man Projektionen und Vorhersagen treffen kann.
Es ist möglich den Einfluss der VO2max auf den Fettmetabolismus und die Kohlenhydratverbrennung festzustellen. Sowie einzuschätzen, ob dort mehr Nutzen in der Reduktion von Körpergewicht oder in der Verbesserung der tatsächlichen Sauerstoffaufnahmekapazität liegt. Dies und viele weitere Prognosen, an denen man eindeutig identifizieren kann, was trainiert werden sollte, lassen sich mit INSCYD prospektiv darstellen.
Das Interview führte Anine Hell in Zürich, am 20 August 2017
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Sebastian Weber
Nach einem Diplom mit Auszeichnung in Rekordzeit an der Sporthochschule Köln mit Schwerpunkt Training & Leistung fokussierte sich Sebastian einige Jahre in der Wissenschaft und trägt seitdem seine gewonnen Erkenntnisse mit Perfektion in den Radsport und in die Weiterentwicklung des Schwimmens. Seit 2006 ist er professioneller Headcoach diverser World-Tour-Teams. In Zuge seiner trainingswissenschaftlichen Expertise gründete er 2006 das Trainingswissenschaftlichen Diagnostikzentrum STAPS in Köln. (http://staps-online.com)
Die einzigartige STAPS-Methode bestimmt die Leistungsfähigkeit eines Sportlers sowie seine physiologische Zusammensetzung zur Erreichung sportlicher Ziele. Weiter ist Sebastian Lektor, Speaker, Coach und Unternehmer. Mit seinen jahrelangen Erkenntnissen aus der Trainingswissenschaft hat er nun geholfen die weltweit erste Software zur Analyse der Ausdauerleistungsfähigkeit zu entwickeln: INSCYD
INSCYD – Erfolg gibt Recht!
INSCYD basiert auf einer Kombination aus internationalen Forschungsergebnissen über die Regulation des Muskelstoffwechsels und praktischer Erfahrung aus dem Leistungssport. Der Nutzen für den Freizeit- und Amateursport wurde durch den Erfolg von STAPS bewiesen. Die ersten Athleten und Trainer, die INSCYD und die damit verwandten Methoden in ihre Trainings mit einbezogen, verzeichneten seither Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympia. Erfolg schafft Nachfrage! Die Entwicklung der derzeit revolutionären Software, ist ein einzigartiges Performance-Analyse und Vorhersage-Tool und für Sportler aller Disziplinen auf der ganzen Welt individuell anwendbar.
Die Wissenschaft , die Wissen schafft
Erbaut aus dem Bottom-up und mit vier Jahrzehnten Forschungsgrundlage, basiert INSCYD auf fundamentalen physiologischen Erkenntnissen darüber, wie einzelne Teilbereiche des Energiestoffwechsels im Muskel kontrolliert werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse wurden in nutzbare mathematische Gleichungen übersetzt, die heute eine genaue Überwachung von Leistung und Entwicklung ermöglichen. Diese Gleichungen, bilden die Grundlage von INSCYD für eine optimale Leistungsdiagnostik.
MY sport und INSCYD
MY Sport möchte ambitionierten Agegroup Athleten die besten Möglichkeiten bieten ihre Performance für alle drei Sportarten optimal ausschöpfen zu können. Mit der INSCYD Software wird mit den diagnostischen Leistungsparametern in der Leistungsdiagnostik die Bestimmung der Bewegungsökonomie erleichtert. Daraus kann ein weiterer Fokus auf ein Technik- oder Ausdauertraining gelegt werden.
Im Triathlon ist es wichtig die aerobe Leistungsfähigkeit bestmöglich auszubilden. Ein trainierter Athlet kann mit circa 82-88 % seiner maximalen Leistungsfähigkeit einen Ironman oder einen 70.3 bestreiten. Mit INSCYD haben wir die führendende, diagnostische Software in Europa gefunden, dass das Athleten Monitoring mit vollster Präzision aufzeigt. Stellschrauben können individuell gedreht werden, um die Triathlon spezifische Ausdauerleistungsfähigkeit optimal zu trainieren.